Es ist mir ein tiefes Bedürfnis, für die oder den Vertstorbenen eine würdige Abschiedsfeier zu gestalten, in der noch einmal wertschätzend auf deren und dessen Leben zurückgeblickt wird.

 

Für ein ausführliches Trauergespräch wählen wir gemeinsam einen Ort, an dem Sie sich wohl und sicher fühlen. Der Kreis der Beteiligten sollte eher klein sein, damit vertrauensvolle Gespräche möglich sind. Zu Beginn des Gespräches entscheiden Sie, ob Sie mir die Gestaltung der Abschiedsfeier in Ihrem Sinne  anvertrauen wollen.

 

Selbstverständlich können Sie oder Ihre Freunde die Feier aktiv mitgestalten, Texte vorlesen, eine Ansprache halten, ein Ritual anleiten, singen oder ein Musikstück spielen.

 

Aus den Erinnerungen, die Sie mir anvertrauen, kann ich ein Lebensbild entwickeln, welches bei der Trauerfeier im Mittelpunkt stehen wird. Hilfreich ist für mich, wenn Sie die wichtigen Daten und Namen schon im Vorwege aufschreiben. Gemeinsam wählen wir passende Musikstücke für die Feier aus. Wenn möglich nehme ich gerne ein Foto von der oder dem Verstorbenen mit, welches ich während des Schreibens in einem Rahmen neben mich auf den Tisch stelle.

 

Wenn ich Ihnen zuhöre, während Sie Ihre Erinnerungen an den verstorbenen Menschen mit mir teilen, dann höre ich mit dem Herzen zu, verbinde mich mit dem Gesagten und versuche hinter den traurigen oder schmerzlichen Erinnerungen das Gute zu hören und hinter den wundervollen strahlenden Geschichten zu ahnen, was sich in deren Schatten aufgehalten haben mag. Selbstverständlich entscheiden Sie, welche Themen bei der Feier benannt werden können und welche im Hintergrund bleiben sollen.

 

In einer Zeit, in der Ihnen die Worte fehlen, finde ich die passenden Beschreibungen. Während des Schreibens der Rede entfaltet sich vor mir die Biographie eines Menschen mit all ihren Facetten. Ich decke interessante Zusammenhänge auf und stelle Anteile positiv ins Licht, die zu Lebzeiten so vielleicht nicht deutlich waren. Ich werfe also einen neuen Blick auf die Vergangenheit. Ich lausche nach Verbindungen, öffne meine Augen für den roten Faden im Leben eines Menschen, die gelebten Träume und die verpassten Chancen. Wie eine Spurenleserin stelle ich mir dabei viele Fragen, versuche zu verstehen, was die Spuren bedeuten, ob Lebensabschnitte tiefe oder leichte Eindrücke hinterlassen und wie diese die Menschen geprägt haben mögen. Was bedeutet es, was ich gehört und wahrgenommen habe?

 

Der Prozess des Schreibens erinnert mich an meine Kindheit, in der ich in den Ferien stundenlang im Keller meiner Eltern auf dem Boden saß und alle Puzzle, die wir hatten, zusammensetzte, geduldig, Stein für Stein, sortiert nach Randsteinen, Farben und Formen.

Aus den vielen Einzelteilen, die zu Beginn noch keinen Zusammenhang ergeben, fügt sich Stück für Stück ein einzigartiges Gesamtbild zusammen. Jeder Puzzlestein bekommt seinen Platz.

 

Die Erinnerungsgeschichten der Angehörigen in eine Ordnung zu bringen, hat etwas beruhigendes und macht auf wundersame Weise auch glücklich, so dass Sie sagen können  "Ja, so war sie. Ja, so war er. Stimmt, das ist schön ausgedrückt. So hab ich die Dinge noch nie gesehen".  

 

Rumi und Antoine de Saint-Exupéry brachten schöne Gedanken zu Papier.
Ihre Weisheiten schwingen mit, wenn ich schreibe:


“Jenseits von Richtig und Falsch gibt es einen Ort.
Hier können wir einander begegnen.
RUMI


"Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Antoine de Saint-Exupéry